über uns

Geschichte des Heimatvereins Reitzenhain e.V.

14. Januar 1898

  • Gründung des Erzgebirgsvereins Reitzenhain als 46. Zweigverein durch Oskar Ullmann (damaliger Besitzer des Gasthofs Reitzenhain) mit 27 Mitgliedern.
  • Erster Vorsitzender des Vereins war ein gewisser Arno Lorenz, Schriftführer war der Lehrer P. Schneider (Näheres zu ihnen ist leider nicht bekannt).
  • 1898 betrug der Mitgliedsbeitrag 75 Pfennig jährlich, dafür erhielt jedes Mitglied das monatlich erscheinende Vereinsorgan „Glückauf“.

In den Jahren 1919 und 1920 besuchte der bekannte erzgebirgische Heimatdichter und Volkssänger Anton Günther den Erzgebirgszweigverein Reitzenhain. Nach dessen Tod im Jahr 1937 weihte der Verein noch im Herbst desselben Jahres ein Anton-Günther-Denkmal in der Reißigmühle ein.

Vermutlich bestand der Erzgebirgszweigverein Reitzenhain bis in die Zeit der ehemaligen DDR hinein. Dort wirkte dann der Dorfklub Reitzenhain, der 1972 ein großes erzgebirgisches Volksfest organisierte. In den letzten Jahren vor der politischen Wende wurde es recht still um den Verein bzw. den Dorfklub.

Am 4. November 2000 fand die Wahlversammlung zur Neugründung des Erzgebirgszweigvereins Reitzenhain statt.
Unter dessen Federführung wurde im Juni 2001 ein großes Heimatfest anlässlich des 600-jährigen Bestehens des Ortes Reitzenhain veranstaltet.

Im Jahr 2007 wurde aus dem Erzgebirgszweigverein Reitzenhain der Heimatverein Reitzenhain e.V.
Derzeit besteht der Heimatverein Reitzenhain aus ca. 50 Mitgliedern.

Im Vergleich zu den 75 Pfennig im Jahr 1898 beträgt der Jahresbeitrag heute 24 Euro.


Ortsgeschichte von Reitzenhain

Um 1200 bestand die Verbindung zwischen Komotau und Reitzenhain aus einem Hohlweg, der zwar noch nicht ausgebaut war, sich aber durch seinen festen Unterbau kaum veränderte. Urkundlich erstmals erwähnt wurde diese Verbindung 1401 im Verkehrsverbot von König Wenzel IV. von Böhmen als „Reiczenstein“.

Im Entstehungskern des Ortes gab es 1546 einen Gasthof mit dazugehörigem Lehngut. Vermutlich wurde davon auch der heutige Ortsname abgeleitet: Die Fuhrleute nannten jedes an der Straße gelegene Wirtshaus „Han“. Da nach ihrer Berechnung an der Stelle, wo heute Reitzenhain liegt, der dreizehnte „Han“ stand, wurde dieses Wirtshaus zunächst „Dreizehnhan“ genannt. Daraus entwickelte sich schließlich bereits 1546 der Name Reitzenhain.

Der Reitzenhainer Pass ist eine der ältesten und zugleich meistbenutzten Handelsstraßen Deutschlands. Sie führte von Hamburg kommend über Lüneburg, Magdeburg, Halle, Leipzig, Chemnitz, Marienberg und Reitzenhain weiter nach Prag, in die Kaiserstadt Wien, nach Triest und schließlich nach Venedig. Zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Regionen wurde sie unter anderem als Salzstraße oder Hohe Straße bezeichnet.

Zeittafel

1401 Erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Reiczenstein“ König Wenzel IV. von Böhmen sperrt die „…trasse gen Meißen, die do get vor die stat Comotow gen Grimow vor Reiczenstein oder vor den Steinbach gen Wolkenstein“ (Böhmisch-Reizenhain)

1546 In einer Belehnungsurkunde über den Gasthof (R. Breitscheid Str. 5) mit dazugehörigem Lehngut (Mehl- und Brettmühle sowie Schmiedewerk) schrieb Kurfürst Moritz bereits „Reitzenhain“.

1640 Wolfsplage in der Region        

1709 Errichtung der ersten Papiermühle (R. Breitscheid Str. 2), diese wird 1802 zu einer Baumwollspinnerei, später Spundfabrik, dann wiederum Papiermühle und schließlich zu einer Bäckerei (Betrieb bis ca. 1966) umgebaut.

1711 Erste regelmäßige Fahrpostverbindung zwischen Leipzig und Prag über Reitzenhain / Reizenhain, Reitzenhain ist sächsische Grenzstation für die „Prager Kutsche“ Zeugnis dafür ist der 1724 aufgestellte Viertelmeilenstein an der Alten Poststraße (ca. 1 km vor Marienberg, 100 m rechts von der B 174)  

1780 in Reitzenhain gibt es 1 Lehngut, 1 Gasthof, 1 Mahlmühle, 2 Brettmühlen, 1 Papiermühle, 1 Schmiede, 1 Grenzwachhaus, 1 Geleit- und Zollhaus, 4 Häuslerhäusl, 4 Wildhäuser

Beginn des 19. Jahrhunderts Die Reitzenhainer Straße (jetzt B 174) wird bis zur Grenze (Alter Grenzübergang R. Breitscheid Str.) chausseemäßig ausgebaut (Gedenkstein an einstiger Umspanne, bis 1823 Pferdewechselstelle der Fuhrleute, an der B 174-Abzweig zum Totenstein)

1834 Reitzenhain hat 163 Einwohner, 1871 sind es schon 269.

1875 Eröffnung der Bahnlinie Chemnitz – Flöha – Marienberg – Reitzenhain – Komotau, 1978 erfolgt die Einstellung des Personenverkehrs, 1994 wird die Strecke Marienberg – Reitzenhain stillgelegt, Rückbau der Bahngleise im Jahr 2013

1879 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

1880 Bau des Kurhauses, 1922 wird hier eine Lungenheilanstalt eingerichtet, 1924 Bau weiterer zwei Häuser, 1981 wird der Komplex zum Feierabendheim, Schließung 1997, Abriss 2012

1882 Weihe der neu gebauten Schule, Erweiterungen 1908 und 1986, 1999 wird die Schule geschlossen, Abriss 2009

1886 Die als Mahlmühle errichtete Seidelmühle wird zur Sägemühle umgebaut, 1893erneuter Umbau zu einer Wäscheklammerfabrik, später zu einem Cafe, einer Holzdrechslerei und Spielwarenfabrik, 1913 errichtet die Firma Adler daraus eine Kartonagenfabrik, produziert wurde dort bis 1991, Abriss des Gebäudes im Jahr 2001

1924 Bau des Rathauses, Reitzenhain hat 854 Einwohner

1946 wird in Reitzenhain ein Friedhof angelegt, 1952 wird mit dem Bau einer Friedhofskapelle begonnen.

1978 Eröffnung des neu errichteten Straßen-Grenzüberganges DDR-CSSR für den Personenverkehr – im selben Jahr wird der Personenverkehr auf dem Eisenbahnabschnitt Marienberg – Reitzenhain eingestellt.

1994 Reitzenhain, Kühnhaide, Satzung und Rübenau schließen sich zur Gemeinde Hirtstein zusammen, Verwaltungssitz ist das Rathaus in Reitzenhain, Reitzenhain hat 634 Einwohner

1994 Stilllegung der Eisenbahnlinie Marienberg – Reitzenhain, 2013 endgültiger Rückbau der gesamten Gleisanlagen

2003 Reitzenhain wird ein Ortsteil der Stadt Marienberg.

2007 Der Grenzübergang wird mit dem Inkrafttreten des Schengener Übereinkommens und dem Wegfall
der Grenzkontrollen für den Transitverkehr freigegeben, seit dem steigen die Zahlen des
Schwerlastverkehr kontinuierlich an, was zu einer großen Belastung für die meisten Einwohner wird.

2008 Der Kreis Mittleres Erzgebirge, zu dem Reitzenhain gehört, wird zum 1. August 2008 zum
Erzgebirgskreis, ein Landkreis im sächsischen Erzgebirge. Die Kreisstadt des Erzgebirgskreises ist
Annaberg-Buchholz. Er ist der einwohnerreichste Landkreis Ostdeutschlands.

2012 Auf dem Gelände der ehemaligen Schule wird nach längerem Ringen ein kleiner, aber feiner
Spielplatz für unsere Kinder errichtet.

2013 Mit Unterstützung der Stadt Marienberg entstehen in den Räumlichkeiten der früheren Sparkasse im
Rathaus Reitzenhain schöne und funktionale Vereinsräume für den Heimatverein.

Zum 1. Januar 2024 bewohnen noch 277 Einwohner das kleine Dorf an der sächsisch-böhmischen Grenze.